Hans della Torre-Omlin

Weitere Namen

Übername: Dellä Hans

Daten

*15.10.1923 Sachseln OW, +28.11.2019 Sachseln OW

Beruf

Wirt

Instrumente

Akkordeon Schwyzerörgeli Kontrabass

Orte

Sachseln, Obwalden, Schweiz

Biografie

Die Schweizer Volksmusik hatte es schon dem Grossvater von Hans, Pietro della Torre, angetan. Er kam aus dem kleinen Dorf Rezzonico am Comersee und wanderte als junger Mann in die Schweiz ein, um am Bau der Brünigstrasse zu arbeiten. In Sachseln im Kanton Obwalden wurde er sesshaft. Er spielte in verschiedenen Innerschweizer Formationen die Trompete. 1889 wurde Josef della Torre, der Vater von Hans geboren (gestorben 1971). Er übte den Beruf eines Schreiners aus und wurde ein guter Schwyzerörgeler. Hans della Torre trat in die volksmusikalischen Fussstapfen seines Vaters und machte seine ersten Versuche auf dessen Schwyzerörgeli, wechselte dann aber 1939 auf die rückwärtschromatische Handorgel. Ohne irgendwelchen Unterricht erlernte er im Stegreif ein immer grösser werdendes Repertoire an Schweizer Volksmusik. Zu seinen Vorbildern zählten Franz Feierabend und Albert Hagen. Die vielen vorderen Ränge und Siege an Wettspielen, die er als Solist oder im Duett mit seinem Bruder Oskar erlangte, legen Zeugnis ab von seinem Können. Weitere Erfolge errang er im Zusammenspiel, zuerst mit Walter Blättler und ab 1944 mit Remigi Blättler, Mathias Omlin und Oski della Torre. Ab 1950 übernahm das Gebrüderpaar Oski und Hans della Torre die Wirtschaft "Gotthard" in Goldau. Auch dort wurden sehr viele musikalische Bekanntschaften geschlossen. So musizierte Hans mit Walter Grob, mit der Kapelle Kuster + Feierabend, mit Franz Feierabend, mit den Boss- Buebe, mit Alois Schilliger, Fridel Horat, Josef Gmür und vielen anderen Musikanten. Mit dem legendären Handorgelduett Bucheli - della Torre, einem der beliebtesten Innerschweizer Gespanne der 50er und 60er Jahre, kam man richtig auf Erfolgskurs. Begleitet wurde das Duo von Ernst Abächerli am Klavier und vom Oski della Torre am Bass. Diese Formation gewann im Hotel Spirgarten in Zürich zweimal die "California-Trophäe". Die "familia" Birchermüesli Fabrik, die seit 1960 ihren Sitz in Sachseln hat, wurde Hans della Torres Arbeitgeber bis zu seiner Pensionierung 1988. In dieser Zeit entstand eine der bekanntesten Kompositionen della Torres, nämlich der "Birchermüesli-Schottisch." 1968 wurde die Kapelle Hans della Torre gegründet. Mit dem jungen talentierten Klarinettisten Peter Steudler feierte man erneut schöne Erfolge. 1969 war die Formation Della Torre-Steudler für sechs Wochen in Japan auf Tournee. Hans della Torre machte sich auch einen Namen als Akkordeonbegleiter von Jodelliedern. Über 40 Jahre dauerte die Freundschaft und Wertschätzung, die Ruedi Rymann seinem Begleiter an der Handorgel entgegen brachte. Mit dem "Schacherseppli" hatten sie wahrlich einen Riesenhit gelandet. Seit 1947 wurden zahlreiche Schallplatten- sowie Radio- und Fernsehsendungen aufgenommen. Auslandkonzerte in Japan, Amerika, Deutschland, Frankreich, Holland und England ergänzten das musikalische Schaffen. Hans und seine Frau Berta (1931 - 2002) zogen fünf Kinder gross: Armin, Ernst, Marlis, Christa und Heinz. Der jüngste Sohn Heinz ist als einziger in die musikalischen Fussstapfen seines Vaters getreten und verdient als Berufsmusiker und Trompetenlehrer den Unterhalt für seine Familie. Beruf(e)? Ende der Schulzeit sollte ich gemäss den Lehrern ins Lehrerseminar wechseln, da ich immer sehr gute Noten nach Hause gebracht und immer gerne und leicht gelernt hatte. Finanziell wäre das für uns gar nicht tragbar gewesen und ich war ja immer noch Italiener. Daher wollte ich eine Lehre als Wagner starten. In Sarnen fand ich eine Lehrstelle bei Franz Zumstein. Leider entwickelte sich dieser Wunsch als Alptraum. Ich durfte nur jeden Tag angelieferte Bretter abladen oder um-stapeln. In der Wagnerei war ich nur der kleine Handlanger. Die schwere Arbeit wirkte sich auch negativ auf meinen amputierten Unterschenkel aus. Schweren Herzens gab ich diesen Traum auf und arbeitete in verschiedenen Schreinereien in Sachseln. Ich probierte noch eine Schreinerlehre zu starten, bekam aber immer eine Absage. Ob meine körperliche Konstitution oder der fehlende Schweizerpass ausschlaggebend war, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Mein Vater arbeitete bei der Schreinerei Bohren in Edisried, wo ich dann auch kurz arbeiten konnte. Weitere Arbeitsplätze waren die Schreinerei Reinhard und Gebr. Walter und Karl Omlin (Spishansä). Da Kari selber Klarinette in der Kapelle Alpenrösli spielte, hatte er sehr grosses Verständnis für mein Hobby. Als mein Bruder Oski mit der Idee kam, die Wirteprüfung zu machen und er schon ein Inserat in der Wirte-Zeitung gesehen hatte, wo wir zusammen ein Gasthaus mit Volksmusik betreiben könnten, war ich begeistert, aber brauchte trotzdem etwas Überwindung. So eröffneten wir zusammen mit unseren Frauen Anni und Berti 1950 das Gasthaus Gotthard in Goldau. Schnell entstand daraus ein Treffpunkt guter Volksmusik. Das Einkommen genügte aber nicht für zwei Familien, welche immer grösser wurden. Während des Tages ging ich verschiedenen Tätigkeiten nach. So war ich für den Tierpark Goldau immer abrufbereit, wenn sie Hilfe brauchten. Dort lernte ich auch das Schlachten von verschiedenen Tieren. Für kurze Zeit stieg ich auch in den Weinhandel ein, bemerkte aber schnell, dass es nicht mein Ding war von Wirtschaft zu Wirtschaft zu reisen und jedes Mal mit dem Wirt etwas Wein zu trinken. Ich war immer mit meiner Lambretta oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Ein guter Gast im Restaurant war Vorarbeiter der Calendaria in Immensee. Er erzählte mir, dass sie Mitarbeiter suchten. Ich meldete mich und wurde 1954 sofort angestellt. Am Anfang wurde ich an den verschiedensten Orten eingesetzt. Weil dann ein Arbeitskollege einen schweren Unfall hatte und der Vorarbeiter meinte, ich könnte diese sensible Arbeit des Goldschnittes übernehmen, kam ich in diese Abteilung. Diese Anspruchsvolle, sensible, aber sehr interessante Arbeit, Bücher und Agendas mit Goldschnitt zu verzieren, erfüllte mich voll und ganz. Ein «goldener» Job. Als ich einmal bei meinen Eltern in Sachseln weilte, erfuhr ich, dass man eine Birchermüesli Fabrik, die Somalon, gegründet habe und man dort noch Mitarbeiter suche. Später wurde die Firma in familia-Birchermüesli umgetauft. Meine Frau Berti war natürlich sofort einverstanden in unseren Heimatort Sachseln zurückzukehren. Ab Mitte 1959 wurde das mein neuer Arbeitgeber bis zu meiner Pension 1988. Ich wohnte während der Woche bei meinen Eltern und an den Wochenenden in Goldau. Meine Familie zügelte dann 1960 von Goldau nach Sachseln. Am Anfang musste ich auch Nachtschicht machen, was sich aber mit meinem Hobby, der Musik, nicht immer gut vereinbaren liess. Besonders in der Nacht von Freitag auf Samstag war es hart, da ich zum Teil Engagements absagen musste. Mein Vorarbeiter war selber Volksmusikant und hatte Verständnis für mein Anliegen. In den Nachtschichten, ganz alleine mit dem monotonen Geräusch der Maschinen, hatte ich einige Einfälle für neue Kompositionen. Ich wäre froh gewesen, wenn ich in dieser Zeit das Notenschreiben beherrscht hätte. Die einzigen Stücke, die aus dieser Zeit erhalten blieben, sind der «Nachtschicht»- Polka und der «Birchermüesli»-Schottisch. Gelernte(s) und verwendete(s) Instrument(e)? Auf Vaters Schwyzerörgeli konnte ich schon als Neunjähriger einige Tänzli spielen. Wenn dann Vater spielte, konnte ich ihn sehr schnell auch auf der Bassgeige begleiten. Anderhalden Glois (Schnider Glois) hatte mir die Grundbegriffe auf der Bassgeige beigebracht. Auf einer rückwärts-chromatischen Handorgel, die eine Tante für mich organisiert hatte, konnte ich mich als Zehnjähriger natürlich besser entfalten und zusammen mit meinem Vater und den Brüdern Oski und später mit Paul musizieren. 1939 reiste ich dann als 16-Jähriger zur Handorgelfabrik Eichhorn in Schwyz und kaufte die erste eigene Handorgel für Fr. 300.-. Woher ich das Geld nehmen wollte, hatte ich noch keine Ahnung. Erneut half mir eine Tante aus und lieh mir das Geld, das ich ihr später Franken für Franken wieder zurückbezahlte. Warum wollte die Person Volksmusik spielen? Ich bin mit Volksmusik und Jodelgesang aufgewachsen, so dass es selbstverständlich war, dem Grossvater und Vater nachzueifern. Mein Grossvater hatte als Italiener schon mit seiner Trompete bei verschiedenen Kapellen mitgewirkt. Vater musizierte mit seinem Schwyzerörgeli und seine kleinen Musikergagen brachten es mit sich, dass wir auch einen kleinen Zustupf für ein Instrument bekamen. Meine Mutter sang sehr schön und an den Sonntagen trafen sich verschiedene Musikanten bei uns in der Stube. Das waren unvergessliche, schöne Erlebnisse. In welchem Alter, wo, bei wem gelernt? Ich habe mir alles selbst beigebracht. Wenn ich im Radio einen schönen Deutschen Marsch gehört hatte, wurde geübt, bis er fehlerlos gespielt werden konnte. Ich konnte einmal gehörte Melodien sehr gut speichern und wieder abrufen. Das war wirklich eine Gottesgabe und half mir auch später immer wieder; am meisten, wenn später Josef Feierabend plötzlich wieder alte überlieferte Stücke hervorzauberte. Er machte mir aber auch etliche Male Komplimente, dass er einige Stücke nur mit mir zusammenspielen könne. Die anderen Akkordeonisten hätten beim nächsten Mal jeweils keine Ahnung mehr, welche Harmonien passten. Wann erste/letzte öffentliche Auftritte? • Meinen ersten ausserkantonalen Auftritt erlebte ich an der Fasnacht 1939 mit 16 Jahren im Rest, Alpenrösli in Schwyz. Ich durfte Sachsler-Musikanten an der Bassgeige begleiten; mit Oski’s Bassgeige natürlich, der stocksauer war, dass der Vater entschieden hatte, dass ich mitgehen durfte. • Ende April 1940, an einem Landsgemeinde-Sonntag, war mein erster Auftritt zusammen mit Oski im Rest. Rössli in Sachseln. Unter dem Namen «dellä- Buebä» spielten wir nach der Landsgemeinde für Fr. 5.- Gage bis am Abend. Bei einigen Tänzen half unser kleiner Bruder Paul auf der Klarinette mit. • 1980, am Silvester im Rest. Alpenblick, St. Niklausen war dann mein letzter offizieller Auftritt mit der Formation KP Hans della Torre. • Es gab danach noch einige Auftritte mit Sepp Bucheli, welche sehr schön waren und alte Erinnerungen auffrischten. Mit Sepp hatte ich den letzten Auftritt am 27. April 1990 bei meinem Sohn Armin und seiner Frau Ruth an der internen Firstweihe ihres Hauses in Kerns. • Danach war ich nur noch als Begleiter der Geschwister Rymann und deren Vater «Riodi» (Schacher-Seppli) unterwegs. Mit wem zusammengespielt? Besetzung? Namen der Formation(en)? • Zusammen mit unserem Vater begannen wir früh zu musizieren. Unser jüngerer Bruder Paul bekam mit seinem Sackgeld und der Hilfe einer Tante eine Klarinette und unser Vater konnte von Anderhalden Glois (Schnider Glois) eine alte Bassgeige für Oski kaufen. So musizierten wir in jeder freien Minute. Zusammen mit Oski meldeten wir uns für diverse Wettspiele an, welche mit Erfolg gekrönt waren. Wir durften auch mit einigen Sachsler Musikanten auftreten. • Zuhause spielte ich sehr viel mit Mathias Omlin im Handorgelduett zusammen. • Musig Walti (Blättler Walti) von Hergiswil war der erste auswärtige Musikant, der uns Brüder 1944 einige Male für ausserkantonale Auftritte engagierte. Der Klarinettist und Saxophonist hatte im Hotel Simplon in Luzern einige Engagements abgemacht, die für uns sehr eindrücklich waren. Er hatte meistens den hervorragenden Klavierspieler Edi Gasser von Sarnen dabei, was für uns ganz neu war. Die Formation hiess dann «Kapelle Walter Blättler». Wenn kein Klavierspieler dabei war, nahmen wir Omlin Mathis von Sachseln mit. Dieses Zusammenspiel dauerte ca. 1 Jahr lang. Als Blättler Walti kürzertreten wollte, übergab er seine Engagements an Remigi Blättler. • Am 7. Okt. 1945 trafen wir Remigi Blättler zum ersten Mal, um im Rest. Kreuz in Wilderswil zusammen zu musizieren. Die ersten Radioaufnahmen entstanden an der Fasnacht 1946 im Hotel Kreuz in Sachseln. Da kein Klavier vor Ort war, nahmen wir wie üblich Omlin Mathias mit, der als zweiter Akkordeonist sekundieren musste. Weitere Radio-Liveaufnahmen folgten lustigerweise oft in Lugano. Dort wurden wir ein paar Mal eingeladen, wenn Folkloreveranstaltungen stattfanden. Am 26. Sept. 1947 reisten wir nach Berlin, um Schellackplatten aufzunehmen. Unseren Vater nahmen wir auch mit, um mit ihm vier Stücke aufzunehmen. Von 1948 an reisten wir mit Remigi Blättler auch ins Ausland; so waren die Destinationen Holland, Paris und Kopenhagen unvergessliche Erlebnisse. Nach Kopenhagen nahmen wir die Gebrüder Hans und Chrigel Boss von den «Bossbueben» Grindelwald mit, welche ich schon Jahre vorher kennen gelernt hatte. Mit Remigis Kapelle machte ich auch herrliche Bekanntschaften mit den damaligen Koryphäen Jost Ribary, Kaspar Muther Hans Kuster und Josef Feierabend, mit denen wir zusammen musizierten, wenn ein zweiter Klarinettist verlangt wurde. Wir spielten auch diverse Male in Zürich bei Jost Ribary oder in andere Lokalen unter dem Namen: Stocker-Sepps Bauernkapelle. Das war der damalige Begriff für gute Ländlermusik. Als wir 1950 nach Goldau zogen, war es Remigi recht, dass er mit musizieren aufhören konnte; er führte in Hergiswil ein Geschäft, das ihn immer mehr in Anspruch nahm. • Während der Sommermonate hatte ich einige Engagemente mit Seppi Hammer. Der Klarinettist aus Kerns war ein hervorragender Musikant. Seine Kompositionen waren sehr anspruchsvoll und voller Witz. Meistens hatte er seine Notenmappe zu Hause vergessen und so spielte er diverse Teile von verschiedenen Komponisten. Ich wusste nie, was er als nächstes spielte. Diese Auftritte waren meistens an Folkloreauftritten in Sarnen oder auf der Melchsee-Frutt. • Boss Chrigel hatte mich einige Male an den Wochenenden nach Grindelwald in sein Lokal, das Restaurant Steinbock, eingeladen. Mit meiner Lambretta fuhr ich bei Wind und Wetter von Goldau her zu den «Bossbueben». Es waren herrliche Zeiten. Das Lokal war jedes Mal zum Bersten voll und die Gage stimmte auch. Zweimal durfte ich die Bossbuebe ins Ausland begleiten. Einmal nach Bozen im Südtirol und einmal nach Kaltenbrunn bei Garmisch- Partenkirchen. • Im Steinbock lernte ich dann auch Walter Grob kennen, der in Interlaken in einer Garage arbeitete. Ich lud dann Walti ein, damit er auch zu uns ins Restaurant Gotthard zum Musizieren kam. Daraus entstand eine lebenslange schöne Freundschaft. Wir durften sogar mit dem Unterhaltungsorchester Beromünster zusammen zwei Stücke aufnehmen und gleichzeitig noch Schallplatten-Aufnahmen machen. Walti und ich nahmen zusammen mit einem Bassgeiger des Orchesters acht Kompositionen auf, die auf zwei Platten erschienen. • 1950, als wir in Goldau starteten, spielte ich sehr oft mit Bielacher Hans im Handorgelduett. Hans war ein sehr versierter Akkordeonist, der ein sehr breites Repertoire vorweisen konnte. Im Duett spielte ich auch mit den Handörgeler Chaschbi Landolt, Fredy Zwimpfer, Werni Lustenberger, bis ich fest mit Sepp Bucheli startete. Mit dem Klarinettisten Walter Fischlin bestritt ich auch viele Auftritte. Er gründete später die Kapelle Goldfischli. • 1954, nach einem Wettspiel in Arth im, traten Bucheli Sepp und ich fest als HD Bucheli-della Torre auf. In all den Jahren hatten wir Ernst Abächerli von Giswil, den wir schon von früher her kannten, als sehr versierten Pianisten dabei. Mit Sepp Bucheli begann die schönste musikalische Zeit. Jedes Lokal war beim Eintreffen schon zum Bersten voll. Zweimal durften wir die California-Trophäe im Hotel Spirgarten in Zürich empfangen. Diese Auszeichnung wurde der Formation übergeben, welche von den rund 1000 Gästen am meisten Applaus erhielt. Zum Teil fuhren Kleinbusse von Unterwalden zu dieser Veranstaltung. • Von den Zeiten mit Remigi Blättler kannten Oski und ich die beiden Engelberger Klarinettisten Hans Kuster und Sepp Feierabend. Ab 1950 hatte ich auch sehr engen Kontakt nach Engelberg ins Rest. Wasserfall. Mit Hans Kuster (klar), Alois Schilliger (p), meinem Bruder Oski (kb) und mir (akk), bestritten wir einige Wettspiele, welche wir meistens als Sieger verliessen. Als 1959 die Anfrage von Sepp Feierabend kam, er wolle mit uns auf Wunsch eines Musikproduzenten eine «Decca-Langspielplatte» mit Kasi Geisser Tänzen einspielen, sagte ich sofort zu. Da man kein Klavier dabeihaben wollte, fragte ich Sepp, ob ich Walter Grob zu diesen Aufnahmen mitnehmen dürfe. Acht Kompositionen wurden dabei aufgenommen in der Besetzung: Sepp Feierabend (klar), Hans Kuster (klar), Walter Grob (akk), Hans della Torre (akk), Oski della Torre (kb). Es folgten in dieser Zusammensetzung einige Radio- und andere Auftritte. Manchmal war auch Franz Feierabend («Stalde-Franz») dabei, den ich begleiten durfte. In all den Jahren von 1950 an war ich auch oft an einem Sonntagnachmittag im Restaurant Wasserfall anzutreffen. Eine Zeitlang wechselten sich Walter Grob, Franz Nauer und ich an den Sonntagen ab. Als ich wieder in Sachseln war und noch keine Autoprüfung hatte, wurde ich meistens von einem Sohn von Sepp Feierabend abgeholt und wieder heimgebracht. Später, als ich selber in den «Wasserfall» fahren konnte, kam meistens die ganze Familie mit. • Als Sepp Bucheli 1968 beschloss in Baar mit Wirten zu starten und nur noch in seinem Lokal musizieren wollte, schauten wir uns nach einem anderen Partner um. Ernst Abächerli erklärte uns, dass in Giswil ein junger, sehr versierter Klarinettist heranwachse, den man anfragen könnte. Peter Steudler machte uns dann schnell einen sehr guten Eindruck. Ende 1968 begannen wir zu proben und hatten schon zwei, drei öffentliche Auftritte unter dem Namen Kapelle Hans della Torre. 1969 ging es im Juli/August zusammen mit den Kernser Singbuebe auf eine unvergessliche Japantournee. • Nach rund 40 Jahren aktivem Musizieren hörte ich am Silvester 1980 auf. Einige Engagemente bestritt ich noch mit Sepp Bucheli, da einige Volksmusikanten uns noch einmal hören wollten. So spielten wir in der Krienserhalle, Kriens, im Rest. Glocke, Bern und im Rest. Grossteil in Giswil, wo alte Erinnerungen aufgefrischt wurden. Ohne alles wieder zu proben, konnten wir unser gemeinsames Repertoire spielen, das einfach irgendwo gespeichert war. • Im 1998 wollte mein Sohn Heinz scheinbar private Aufnahmen mit mir und Gerig Walter, Kägiswil aufnehmen. Dabei waren als Klavierspieler Marcel Bucher, Kerns und mein Göttibueb Oski della Torre jun. Zu meiner Überraschung erhielt ich dann zum 75. Geburtstag von meinen Kindern eine CD mit diversen Aufnahmen. • Von frühster Jugend an begleitete ich mit meiner Handorgel auch Jodelvorträge, zuerst von meiner Mutter und danach von meinen Bruder Sepp. Von vielen Jodlerinnen und Jodlern wurde ich als Begleiter angefragt. Als Riody Rymann mich anfragte, ihn für ein Jodlerfest zu begleiten, war das für mich eine besondere Ehre. Zusammen mit Trudi Abächerli erlebten wir wunderschöne Abende. Auch mit Riodys Töchtern war es eindrücklich, da wir mit ihnen und Riody einige Male zusammen nach Amerika durften. Am längsten nahm ich mein Akkordeon für Riody Rymann hervor. Vorbilder? Der bescheidene Franz Feierabend machte mir einen irrsinnigen Eindruck, weil er seine schwierigen Kompositionen mit einer Leichtigkeit vortragen konnte und ich ihn sehr gerne begleitet habe. Albert Hagen, den ich für seine harmonisch schwierigen Tänze verehrte. Ich hatte auch das Glück, dass Albert Hagen mich bei Wettspielen in der Jury bewertete. Danach einige Worte mit diesen Koryphäen zu wechseln, waren sehr eindrücklich. Im Muotathal durfte ich Franz Schmidig kennen und schätzen lernen. Dass ein so einfacher Mann die verschiedenen, schwierigen Kompositionen so perfekt spielen konnte, verdiente meine Hochachtung. Schön ist, dass sie alle einen eigenen Charakter hatten. Sepp Gmür, Rüti, der später mein Schwager wurde, spielte sehr oft in unserem Restaurant in Goldau und gab mir viele Typs im harmonischen Bereich. Als ich Walter Grob zum ersten Mal im Steinbock, in Grindelwald traf, bemerkte ich sofort, dass ich hier einen unheimlich begabten Akkordeonisten getroffen hatte. Sein präzises, dynamisches Spiel erstaunte mich sehr. Auch hatte er fast jedes Mal wieder eine neue Komposition auf Lager, wenn wir uns trafen. Seine Kompositionen schienen neben meinen zu verblassen. Ich probierte immer wieder, ob ich sein zackiges Bassspiel auch üben könnte. Es gelang mir nicht annähernd. Besonderheiten im Repertoire? Gibt es z.B. bevorzugte Komponisten, Taktarten? Mein erstes Stück auf der Handorgel war ein deutscher Marsch und auch später liebte ich Märsche über alles. Selber komponierte ich keinen, weil ich immer Angst hatte, etwas von einem schon bestehenden Marsch zu integrieren. Sonst liebte ich alle Taktarten. Im Muotathal durften wir aber zu Tanzanlässen keine Polkas spielen, sonst reklamierten die Tänzer, ob wir zu faul zum Spielen seien! Besonderheiten in der Spielart? Gibt es z.B. eine bevorzugte Stilart (z.B. Illgauer-, Berner-Stil, konzertante Musik, Stimmungsmusik usw.)? Wurde mehrheitlich vorgespielt oder begleitet? Wir spielten im Innerschweizer Stil, wobei wir oft aber auch in der sogenannten Bündner Besetzung mit zwei Klarinetten, zwei Handorgeln und Bass spielten (z.T. mit Remigi Blättler und der Kapelle Kuster-Feierabend). Bei welchen Anlässen ist man mehrheitlich aufgetreten? Am Anfang war das meistens in Obwalden. Später haben wir in der ganzen Schweiz mit den verschiedenen Formationen aufgespielt. Unsere Auftritte umfassten Folkloredarbietungen, Tanzanlässe, Älplerchilbenen oder Chilbis, wie z.B. die Steiner Chilbi und auch Konzerte. Auch gab es viele Privatanlässe wie Hochzeiten oder Geburtstage und Vereinsanlässe. Gibt es Auftritte, die einen besonderen Stellenwert haben? Ich habe alle Auftritte geliebt: als Handorgelduett, mit Bläsern oder Jodlerinnen und Jodlern. Vor viel Publikum aufzutreten wie im Hotel Spirgarten, wenn über 1000 Zuhörer anwesend waren oder in den riesigen Konzerthallen in Japan oder Amerika waren schon eindrückliche Erlebnisse. Auch im Restaurant Glocke Bern, wenn alle Anwesenden uns so andächtig zuhörten, das war herrlich. Schön war auch, wenn ich meinen Sohn Heinz mit der Trompete begleiten durfte. Unvergessliche Momente durfte ich nach meinem aktiven Musizieren mit meiner Kapelle mit dem immer bescheidenen Riody Rymann im In- und Ausland erleben. Gibt es interessante, lustige Episoden aus dem musikalischen Leben? Da gäbe es einige zu erzählen. Mit Bucheli-della Torre hatten wir einen Auftritt in Basel und nicht gewusst, dass es ein Ärztekongress war. Wir waren überrascht, dass es lustiger zu- und herging als erwartet. Meistens kommt es anders als man denkt. Auszeichnungen? Ehrungen? Gewonnene Preise? Bei Wettspielen: Siege bei Solo- u. Duett Auftritten. Zuerst zusammen mit Bruder Oski, später traten wir auch mit Hans Kuster vor die Jury und erzielten meistens Spitzenplätze. Mit Bucheli-della Torre gewannen wir zweimal die California Trophäe im Spirgarten, Zürich. Stolz war man, wenn in der Jury so Kapazitäten wie Albert Hagen, Lorenz Giovanelli oder Franz Schmidig sassen und einem eine sehr gute Note gaben. Diese Informationen wurden im Rahmen des Projekts "Die instrumentale Unterwaldner Volksmusik-Landschaft" erarbeitet.

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